Weihnachten anders feiern: Aufbruch zur Menschlichkeit
Bald ist Weihnachten. Wie das Fest wohl dieses Jahr wird? Die Feiertage sind ja gelegentlich etwas heikel in Bezug auf Spannungen zwischen Familienmitgliedern oder Freunden. Liegt es daran, dass wir glauben, wir müssten so tun als sei alles in bester Ordnung, obwohl uns vielleicht gar nicht danach ist? Oder an unterschiedlichen Vorstellungen, wie Weihnachten gefeiert werden soll? An alten Erfahrungen oder langjährigen Vorbehalten? Man hat das Gefühl, das Weihnachtfest kommt so gar nicht an die friedliche Stimmung von «Wie-es-sein-sollte» heran. So ganz anders als im Stall von Betlehem, wie es uns die original Weihnachtsgeschichte berichtet. Weihnachten darf anders sein. Ein Gedankenanstoss für Menschen, die genug vom Feiertagstrott haben.
Die Themen im Überblick:
Weihnachten ist eine Einladung ja zu sich und andern zu sagen und sich gegenseitig neu zu entdecken
Weihnachten fängt schon früh an
«Weihnachten? Ja, das ist Ende Dezember.» Das dauert ja noch ein bisschen, denken wir vielleicht. Gefühlt fängt Weihnachtszeit dann an, wenn es kalt wird und schneit. Wobei der Schnee ja nicht gar mehr verlässlich fällt.
Umso zuverlässiger erinnern uns schon im Oktober die ersten Spendenbriefe und die Flut an Werbung für mögliche Weihnachtsgeschenke an das bevorstehende Fest.
Weihnachtsgeschenke besorgen
Achtung fertig los. Weihnachtsgeschenke:
«Wem schenke ich was?», «Was freut am meisten?» sind Fragen, die wir alle nur zu gut kennen. Und so setzen wir uns im Vorfeld oder dann und wann auch (immer öfter) kurzfristig mit den zu Beschenkenden auseinander. Eigentlich schenkt man einander ja nichts, aber trotzdem … Es ist ja nur ein Mitbringsel.
«Haben wir Heiner nicht schon letztes Jahr Wein geschenkt?
Ursula mag jedes Jahr eine Amaryllis. Oder nicht?
Ach herrje, warum vergessen wir auch immer wieder aufzuschreiben, wem wir welche Karte geschrieben und welches Geschenk gemacht haben?»
Es kommt nicht selten vor – und das bedeutet: sehr oft – dass wir nicht wissen, was wir schenken sollen. Weil irgendwie alle schon alles haben. Und weil … Oje, wann haben wir das letzten Mal mit den Menschen gesprochen, denen wir etwas schenken möchten? Doch, da. Das war vor … ein paar Monaten?
Die Qual der Wahl: Welches Weihnachtsgeschenk soll man wem kaufen?
Die Weihnachtstradition löst Selbstreflexion aus
Die Arbeit war anspruchsvoll dieses Jahr. Transformation ist angesagt. Tools wie Künstliche Intelligenz machen vieles neu. «Da dürfen wir den Anschluss nicht verlieren», sagt der Chef. Wie jedes Jahr. Wir sitzen schliesslich alle im selben Boot. Also haben wir jedes Jahr eine spezielle Herausforderung.
Zum einen ist es die Arbeit, manchmal sind es auch private Herausforderungen – aber garantiert immer gute Gründe, dass der Kontakt nicht mehr so ist wie früher. Zumindest nicht offline. Online, ja, da haben wir unsere Posts gegenseitig gelikt. Immer wieder sogar. Nur sind Likes eben kein wirklicher Austausch. Meistens so nebenbei. Oder pflichtgetreu.
Keine echte Begegnung = wenig Austausch = wenig Wissen.
Also besorgen wir das Geschenk, das am naheliegendsten ist. Blumen für die Frauen, Wein für die Männer.
Und so wird um den Weihnachtsbaum ein beachtlicher Haufen sich ähnelnde blumige und genussvolle Geschenke liegen. Wie jedes Jahr.
Der graue Alltag ist auch an Weihnachten omnipräsent.
Das Ganze wirkt so abgetaucht. So fremd. Irgendwie wünschen wir uns doch etwas mehr. Etwas anderes. Was war den eigentlich die Grundidee dieses christlichen Feiertages?
Gehen wir kurz zum Ursprung von Weihnachten.
Der Ursprung des Weihnachtsfests laut der original Weihnachtsgeschichte
Wer die original Weihnachtsgeschichte nicht kennt, kann sie hier nachlesen. Es geht darum, dass der in den heiligen Schriften schon lange Zeit angekündigte Erlöser geboren wird. Was es zu erlösen gab? Die damaligen Menschen wurden von der römischen Herrschaft unterdrückt. Angst und Unsicherheit gehörten zum Lebensalltag.
«Von was können wir leben? Die Arbeit auf dem Feld ist so hart. Wo können wir wohnen, wenn wir so arm sind und uns keinen Raum leisten können?»
Die Original-Weihnachtsgeschichte mit Jesus, Maria und den Weisen aus dem Morgenland
Christliche Werte leben und fördern
Solche Sorgen kennen viele von uns auch. Doch offen darüber sprechen? Zustände wie Unsicherheit, Angst und Existenznot sind sehr schambesetzt. Das geht nicht so einfach.
Gesunder Menschen- und wohl auch Gottesverstand wissen: So ist das Leben nicht gedacht. Für niemanden.
Gott sah die Not der damaligen Menschen und sandte ihnen seinen Sohn. Er stand für Werte ein wie Zuwendung, Menschlichkeit, Gemeinschaft, Gleichwertigkeit, Hoffnung, Gerechtigkeit und lebenswerte Perspektiven.
Von der Kraft der Gemeinsamkeit
Zwölf Follower in Offline-Beziehung genügten ihm, um diese Werte öffentlich zu benennen.
Zwölf… Doch die Beziehungen waren tiefgreifend. Belebend. Verändernd. Da passierte etwas. Zuerst in den Menschen selbst und dann im Umfeld. Aus ängstlichen und verunsicherten Menschen wurden selbstbewusste. Die ihre Werte lebten.
Ihre Ausrichtung: lebenswerte Lebenswerte.
Und am Anfang standen Begegnungen. Der Start zu mehr. Zu Beziehungen, wie wir sie uns doch wünschen. Geben. Nehmen. Teilen. Dabei sein. Tragen und Getragenwerden.
Von der Wichtigkeit von Beziehungen
Dabei sein. In seinem Buch «Der Welt nicht mehr verbunden» analysiert der New-York-Times-Bestseller Autor Johann Hari, warum Ängste und Depressionen in unserer heutigen Gesellschaft so stark zugenommen haben. Dafür nahm er zahlreiche Studien unter die Lupe und interviewte wichtige Fachleute.
Auffallend ist, dass Menschen, die sich in der Hierarchie weit unten befinden und kaum Gestaltungsmöglichkeiten im Leben haben – und oft nicht genug zum Leben besitzen – an Ängsten und Depressionen leiden.
Da sind innere Hürden, die sich in der aktuellen Gesellschaft – mit ihren Forderungen und dem ganzen Druck – nicht einfach wegdenken lassen. Aus dieser Konstellation heraus entsteht Einsamkeit. Laut WHO ist jeder sechste Mensch einsam. Einsam sein kann man auch unter Menschen. Es bedeutet, sich als Person nicht wahrgenommen und akzeptiert zu fühlen. Sich nicht gehört fühlen. Trotz oder leider sehr oft auch wegen «Sozialer» Medien.
Wir brauchen wieder echte Follower:innen!
Wir brauchen wieder echte Beziehungen. Weihnachten ist eine Einladung Beziehung authentisch zu leben.
Gemeinsames finden und erleben
An Weihnachten geht es gar nicht um materielle Dinge. Vielleicht geht es darum, zu erfahren, wie es den anderen geht. Ratschläge und Recht-Haben-Wollen pausieren an diesem Tag besser.
Tut es uns nicht selbst gut, wenn wir uns gehört fühlen? Wenn wir in echte Augen blicken?
Vielleicht ist uns dies zu nahe oder peinlich. Aufwachen braucht eine gewisse Zeit. Kleine Schritte sind immer eine gute Wahl.
So kommt die Psyche am besten mit und wir sind voll dabei.
Sich ohne Vorbehalte und bedingungslos (wieder) in die Augen sehen können – wer wünscht sich das nicht?
Das Weihnachtsfest anders gestalten und erleben
Zeit haben tut uns wohl. Auch an Weihnachten, wo Wahrheit und Nächstenliebe ein Gesicht erhielten und die Gesellschaft einen Neuanfang machte.
Wahrheit. Nächstenliebe. Unsere Mitmenschen bewusster sehen und hören. Einfach nur dabei und aufmerksam sein.
Alle dürfen in Ruhe erzählen, was sie erlebt haben und was ihnen wichtig ist.
Getragen von einer begleitenden Stille werden neue Wahrnehmungen und Einsichten geboren. Bisherige Erfahrungen und Einschätzungen sowie Vor- und andere Urteile gewinnen Distanz.
Es darf (wieder) Nähe wachsen. Menschliche, uns tragende Werte erhalten Raum.
Stille Nacht, heilige Nacht!
© christliche-werte.ch, 17.10.2025, Andreas Räber
Autor und redaktionelle Leitung christliche-werte.ch
Andreas Räber ist Enneagramm-Coach/Trainer, GPI®-Coach und fundierter Querdenker. Er fördert neue Denk- und Sichtweisen zum einen als Autor von zahlreichen Blogs, Fachartikeln und Kurzgeschichten rund um Beruf, Glauben und Leben. Zum andern begleitet er seit über 10 Jahren Menschen zu Themen wie berufliche Neuorientierung, Standortbestimmung, berufliche Selbstständigkeit wagen, Persönlichkeitsentwicklung etc.
Er ist Mitglied der reformierten Landeskirche und Inhaber der christlichen Webseiten christliche-werte.ch, christliche-lebensberatung.ch und christliche-feiertage.ch und Initiant und Autor der wöchentlichen Impulse Newsletters «Anstubser». Andreas Räber ist zudem seit über 20 Jahren im Bereich Internet und Online-Marketing tätig. Mehr über Andreas Räber erfahren.




























