Advent und Weihnachten: Aufbruch zur Entschleunigung
Was verbinden Sie mit Advent und Weihnachten? Für mich gibt es bei diesen christlichen Feiertagen zwei Seiten: Die schönen sind die zusätzlichen Ferientage (Brückentage), die weniger schönen sind Stressfaktoren wie die kürzeren und immer kälter werdenden Tage und die zahlreichen zusätzlichen Verpflichtungen, die richtigen Geschenke finden und anderes. Mehr Dunkelheit, mehr Kälte, mehr Aufwand und irgendwie weniger Kraft in der «heiligsten Zeit» des Jahres … Genau in dieser Zeit, am Ende eines Jahres, am Ende unserer Kraft, ist Entschleunigung angesagt. Advent bietet uns ein schrittweises Herunterfahren an.
Die Themen im Überblick:
Advent und Weihnachten sind eine besondere Zeit, die Besinnung ermöglicht.
Weihnachten feiern? Gerne! Aber mit wem?
Da ist die immer wiederkehrende Frage «Wie, wo und mit wem verbringen wir das Weihnachtsfest?» Diese Frage haben wir uns als Familie in der Regel jedes Jahr zu spät gestellt. So dass im Endeffekt nur noch das «Wie» zu klären war …
Ich werde den Eindruck nicht los, dass genau auf Ende Jahr meine Energie auf Sparflamme gedimmt wird und meine Hirnzellen doppelt so lange brauchen, um einigermassen zu denken.
Ende Jahr. Ein Zeitabschnitt geht zu Ende. Genau am Ende dieses Abschnittes wartet Advent. Mit neuen Perspektiven. Und die sind beim Entschleunigen enorm wichtig.
Kann man Advent und Weihnachten anders verbringen?
Am Ende der Kraft. Muss das sein? Es ist so eine Ahnung da. Wenn ich genauer hinsehe, bin ich mir nicht sicher, ob ich mir unbewusst selbst einen Druck auferlege.
- Advent, das Warten und die Vorfreude (keine gelebte Vorfreude = gefühlt kein Advent …).
- Weihnachten das Fest der Freude und der Familie (keine Freude = keine Weihnachten wie sie «sein» sollte …).
Der Hauch von der «Alles ist gut, sei glücklich!»-Erwartung schwingt im Hintergrund mit.
Mit solchen Erwartungen fühle ich mich ganz einfach überfordert. Denn vieles ist nicht gut. Welcher Mensch wartet schon gerne … Und weltweit, politisch, regional – auch in der Familie, könnte vieles anders sein. Das alles ist manchmal schwierig auszuhalten. Ich will Lösungen und das möglichst schnell. Damit bin ich sicher nicht allein.
Die beste Lösung fängt allerdings bei mir an. Beim Entschleunigen, Hinsehen und Aushalten.
Entschleunigung: Unsere Psyche ist vielschichtig und braucht Zeit zum Verarbeiten.
Entschleunigung: innere Stille aushalten können
In dem Sinne hat Advent etwas Unpopuläres. Denn warten können (auf die Ankunft des Heilands), was ja der eigentliche Sinn dieser Tage ist, das haben wir ziemlich verlernt. Bedürfnisbefriedigung innert kürzester Zeit lautet der Trend. Niemand von uns freut sich über Warteschlangen an der Kasse.
Eigentlich müsste es eine App geben, die uns ermöglicht, anstatt zu warten, gleich zu Weihnachten klicken zu können.
Nur genau das wäre nicht der Sinn von Advent. Genau damit würde die wichtige Kompetenz «warten können» verloren gehen.
Advent ist ein Warten auf das Ereignis Weihnachten, Geburt von Jesus Christus.
«Unsere Seelen kommen nicht mit» – Weihnachten beudeutet auch innehalten
Wissenschaftler unternahmen in Afrika eine Expedition. Sie warben mehrere schwarze Träger an und trieben sie eilig mit den schweren Gerätekisten voran. Nach drei Tagen Eilmarsch warfen die Schwarzen die Lasten ab, setzten sich auf die Kisten und waren weder durch gute Worte noch durch Geld zu bewegen, weiter zulaufen. Nach dem Grund ihrer Weigerung gefragt, antworteten sie: «Es geht zu schnell, unsere Seelen kommen nicht mit, wir müssen warten, bis unser Inneres nachkommt, dann gehen wir weiter!»
(Quelle: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verlag)
Dass unsere Seelen mitkommen, ist ein weiterer Sinn von Advent! Es ist eine Vorbereitung auf Weihnachten, auf die Ankunft von Jesus Christus, und darauf, dass wir dieses einzigartige Ereignis bewusst erleben können.
Nur wer aus dem Stress ausbrechen kann, wer entschleunigt, kann Advent und Weihnachten bewusst erleben.
Dazu braucht es Mut. Für die Träger aus unserer Geschichte war es eine Selbstverständlichkeit. Anhalten und warten. Vielleicht ist Weihnachten genau darum in der dunkelsten Zeit des Jahres. Dass wir die Signale unseres Körpers wahrnehmen und nicht anders können als innehalten und unseren Alltag entschleunigen. Der «Winterschlaf» ist zum Erholen da. Zum Kräfte sammeln.
Damit wir verstehen, dass Advent und Weihnachten keine Aufforderung zur zwanghaften Freude sind, sondern ein Angebot, Leben mit Gottes Hilfe neu zu entdecken und zu gestalten.
Das wiederum löst, bei mir zumindest, Freude aus …
© christliche-werte.ch – überarbeitet am 12.9.2024 (ar)
Noch mehr über Weihnachten erfahren – Tipps und Links
Weihnachten auf christliche-werte.ch
Hier finden Sie alle Blogartikel zum Thema Weihnachten, Weihnachtsgeschichte, etc.