Unser Gottesbild wird durch unsere Sichtweisen geprägt
Unser Gottesbild hat viel mit unserem Erleben und den daraus erfolgten Sichtweisen zu tun. Diese zu reflektieren lohnt sich. Unser Gottesbild und welche Einflüsse es prägen, hier im Fokus.
Dass Gott durch die Bibel zu uns spricht, daran glauben viele Menschen. Manchmal kommen noch innere, als von Gott gegebene Eindrücke dazu, von der Person selbst oder von anderen Menschen. Dieser Mix prägt unser Gottesbild. Doch nicht nur.
Die Themen im Überblick:
Gottesbild: Ein Bild, das in der Kindheit und durch Lebenserfahrung geprägt wird.
Der nahe Gott
Einen liebenden Gott ganz nahe zu spüren, wäre das nicht schön?
Ihn zu «sehen». Verstehen und begreifen zu können. Ihm vertrauen. Ein nachvollziehbarer Wunsch.
Vertrauen kann man nur auf jemanden, den man kennt.
Wünsche nehmen auch Einzug in unsere Gedankenwelt und inneren Bilder, Gottesbilder. Und diese sind geprägt von unseren Vorstellungen.
Wissen, wer Gott ist?
Ein Blick auf die Traditionen vieler Naturvölker zeigt: Viele glauben an ein höheres Wesen.
Würde man 100 Menschen fragen, wie Gott sei, gäbe es vermutlich 100 verschiedene Meinungen.
Alle diese 100 erfragten Meinungen wären die Folge von eigenem Erleben und Bewerten (= Sichtweisen). Eigene Sichtweisen werden als «richtig» empfunden. Die Individualpsychologie spricht von der inneren «privaten Logik» des einzelnen Menschen.
Wir können uns nur auf Erlebtes oder auf vorhandene Informationen verlassen. Daraus entsteht in unseren Köpfen ein Bild, dem wir eine Bedeutung geben.
Die Bibel berichtet uns, wie Menschen der damaligen Zeit ihre Beziehung zu Gott erlebt und gestaltet haben.
Wahrheit ist subjektiv
«Es» ist so, wie ich es sehe und erlebe. Darum empfinde ich «es» als Wahrheit. Meine ganz persönliche und individuelle Sicht.
Das darf so sein. Sofern auch andere Meinungen Platz haben. Wenn es nicht ums Recht-haben-Wollen geht. Das gilt auch für den eigenen Glauben an Gott.
Wer seinen Vater im Kindesalter als liebevoll erlebt hat, wird dieses Bild mit ins Leben nehmen. Auch das Gottesbild wird dann entsprechend liebevoll erlebt.
Bei einem hauptsächlich strengen oder übergenauen Vater sieht es etwas anders aus. Wer in einer Familie mit verschiedenen Kulturen aufgewachsen ist, gibt seinem Gottesbild mehr Flexibilität als in einer Familie, wo alles Fremde von Grund auf angezweifelt wird.
Wahrheit ist subjektiv.
Wie steht es mit dem Gottesbild
Da ist das Gottesbild des alten, weisen und liebevollen Mannes mit dem weissen Bart, der über uns wacht und manchmal den Zeigefinger hebt, wenn wir etwas tun, das ihm nicht gefällt. Und doch haben von 100 Menschen alle eine unterschiedliche Vorstellung.
Unserer Fantasie und mentalen Simulation (gedankliche Vorstellung, wie etwas «sein wird») sind keine Grenzen gesetzt. Das ist absolut menschlich.
Wäre es nicht aufschlussreich, hinzuschauen, welche Menschen und welche Erlebnisse unser Gottesbild prägten und immer noch prägen?
Als Menschen können wir uns nur Dinge vorstellen, die wir schon mal erlebt, gespürt, gesehen und geschmeckt haben.
Wie Gott wirklich ist, wird diesseits niemand je sagen können. Wie wir ihn erleben und deuten hingegen schon.
© christliche-werte.ch, 21.5.2015, überarbeitet 2.3.2023/ar
Meinung: Das eigene Gottesbild bewusst reflektieren
Ein Kommentar aus der Reihe «Auch das noch!» von Andreas Räber, GPI®-Coach
Unser Gottesbild ist nie vollständig: Ich finde es wichtig, sich Gedanken über das eigene Gottesbild zu machen. Als Menschen werden wir Gott nie genau erfassen können. Es kommt mir vor wie bei Journalisten, die über Ereignisse berichten. Sie beschreiben die Sachlage immer aus ihrem eigenen Blickwinkel heraus. Beim genauen Hinsehen lernt man ebenso viel über den Schreiber wie über das Geschehen. So sind die Sichtweisen aller Menschen immer von eigenem Erleben und Wissen geprägt.
Interessant ist auch die Frage, warum wir uns genau dieses Gottesbild gemacht haben und ob und wozu uns genau dieses Bild nützlich ist. Damit wir im Bild sind, welches Bild wir nach aussen abgeben. Bilder sagen mehr als Worte. Sie sprechen direkt ins Herz. Sei es in positivem oder negativem Sinn.
Bewegend: Ich kenne Menschen, die einen einfachen Glauben an Gott haben. Oft vermittelt dieses Verständnis einen liebenden Gott. Darin liegt eine grosse Anziehungskraft. Andere wiederum haben eine eher strenge Vorstellung von Gott und geben dies so weiter. Hinter beiden Sichtweisen und Lebensformen stehen Beweggründe, die sich auf die ganze menschliche Ausstrahlung auswirken.
Ehrlichkeit überzeugt: Letztendlich können wir kein allgemein gültiges Gottesbild definieren. Vielleicht schafft genau diese Ehrlichkeit eine tiefe Verbindung und damit Vertrauen zwischen uns Menschen. Und in der Folge auch in ein Gottesbild, das sich auf das Wesentliche, auf innere Werte, auf beziehungsfördernde Werte bezieht.
Autor
Andreas Räber ist GPI®-Coach und fundierter Querdenker. Er fördert neue Denk- und Sichtweisen, zum einen als Autor zahlreicher Blogs, Fachartikel und Kurzgeschichten rund um Beruf, Glauben und Leben. Zum anderen begleitet er seit über 14 Jahren Menschen bei Themen wie Standortbestimmung, berufliche Neuorientierung, berufliche Selbstständigkeit, Persönlichkeitsentwicklung etc.
Er ist Inhaber der Webseiten christliche-werte.ch, christliche-lebensberatung.ch und christliche-feiertage.ch und Autor des wöchentlichen Impuls-Newsletters «Anstubser».
Andreas Räber ist zudem seit über 20 Jahren im Bereich Internet und Online-Marketing tätig.
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