Sie haben Theologie studiert. Was machen Sie heute beruflich?
Unsere Autorin, Jasmin Taher, hatte eine kleine Umfrage unter evangelischen, katholischen und orthodoxen Theologen durchgeführt, was ihre persönlichen Gründe waren, sich für ein Theologiestudium zu entscheiden. Die lesenswerten Antworten auf diese Frage finden Sie hier. Interessant fand sie jedoch auch, was die Befragten heute beruflich machen. Nur ein Teil von ihnen ist als Pfarrerin oder Pfarrer in einer Gemeinde tätig. Die anderen arbeiten in der Seelsorge, in der Flüchtlingsarbeit, als Lehrer und Dozenten aber auch als Coach sowie in der Entwicklung von Führungskräften. Nachfolgend finden Sie die kurzen Lebensläufe einiger der befragten Theologen.
Die Themen in diesem Artikel:
Theologie Studium und was passiert danach?
Vom Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit zum Pfarrer
«Bereits in meiner Jugend habe ich in der Kinder- und Jugendarbeit gearbeitet und die Kinderkirche in meiner Heimatgemeinde geleitet. Theologie wollte ich studieren, weil ich Antworten auf meine Fragen zur Bibel und zum Glauben gesucht habe. Dass ich nach dem Studium dann Pfarrer wurde, war vielleicht eine Fortsetzung aus meiner Mitarbeit in der Kinderkirche. Ausserdem wollte ich Wissen weitergeben.
Im Vikariat nach dem Studium habe ich dann gemerkt, wie grossartig es ist, mit der Gemeinde Gottesdienst zu feiern und auch, dass Beerdigen etwas sehr Schönes sein kann. – Was am Beerdigen schön ist? – Als Christ kann ich ganz offen und ehrlich über jeden Verstorbenen etwas Gutes sagen. Ich weiss, dass Gott sein Leben wollte und ihn liebt. Und dadurch, dass Jesus Christus für alle unsere Sünden gestorben ist, habe ich die Gewissheit, dass für jeden einzelnen von uns alles gut werden wird. Und das ist tröstlich.»
Ursprüngliches Ziel: Missionar
«Ursprünglich habe ich Theologie studiert, weil ich Missionar werden wollte. Während des Studiums habe ich gemerkt, dass ich gerne heilend – ja, heilend; nicht helfend – tätig sein möchte. Inzwischen habe ich weit über 30 Jahre als Pfarrer gearbeitet.
In den letzten Jahren habe ich mich in vielen Bereichen weitergebildet, habe unter anderem Spiritualität und Interkulturalität studiert, eine Weiterbildung in Anleitung christlicher Kontemplation gemacht. Aktuell arbeite ich in Teilzeit als Klinikseelsorger, bin freiberuflich als Supervisor und Coach tätig und mache eine Ausbildung zum psychologischen Berater.»
Wissen aneignen und mit anderen teilen
«Die Theologie umfasst viele verschiedene geisteswissenschaftliche Bereiche, wie Sprachen, Geschichte, Textkritik und Philologie. Im Studium der Religionswissenschaften konnte ich mir umfassendes Wissen aneignen, das ich als Lehrer sehr gerne teile und an meine Schüler weitergebe.
Ich habe mich inzwischen auf die Erwachsenenbildung spezialisiert und bin als Coach und Motivationstrainer fest angestellt. Berufsbegleitend absolviere ich momentan eine Ausbildung zum Mediator.»
Theologie: Die Weisheit der Bibel ins Heute übersetzen.
Vom Mönch zum Psychotherapeuten
«Nach meiner Gymnasialzeit habe ich als Mönch im Kloster gelebt und in dieser Zeit Theologie und Philosophie studiert. Ich wollte möglichst genau herausfinden, was Gott von mir erwartet und ich wollte seine Erwartungen erfüllen. Nach zwölf Jahren im Orden habe ich erkannt, dass ich im Kloster meinen eigenen Verstand und meine Lebendigkeit nicht ausreichend achte. Ich trug einen grossen inneren Konflikt aus, den ich nur mit Hilfe einer Psychotherapie lösen konnte.
Ich entschied mich daraufhin, einen neuen Weg einzuschlagen, das Kloster zu verlassen und selbst Psychotherapie zu studieren. Bis heute bin ich mit meiner Entscheidung und mir im Einklang. Und ich helfe trotz meines fortgeschrittenen Alters gerne auch anderen Menschen dabei, ihre eigenen Wege zu finden.»
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Theologie mag für die meisten von uns ein Buch mit sieben Siegeln sein. Geschichten und Ereignisse aus einer völlig anderen Kultur und Denk- und Sichtweise ins Heute zu übersetzen, ist eine grosses Herausforderung. Lassen doch diese für uns oft undenkbaren und unvorstellbaren Geschichten eben viel Interpretationsspielraum zu.
Doch genau das ist die Aufgabe von Theologie. Uns Fremdes nahe bringen. Vor allem die Dinge, die für uns vorstellbar sind…
Wir haben eine Umfrage unter evangelischen, katholischen und orthodoxen Theologen durchgeführt, warum sie sich für ein Theologiestudium entschieden haben. Interessant ist auch, was die Befragten heute beruflich machen. Nur ein Teil von ihnen ist als Pfarrerin oder Pfarrer in einer Gemeinde tätig. Die anderen arbeiten in der Seelsorge, in der Flüchtlingsarbeit, als Lehrer und Dozenten aber auch als Coach sowie in der Entwicklung von Führungskräften. Nachfolgend finden Sie die kurzen Lebensläufe einiger der befragten Theologen.
«Wie macht man Frauen glücklich?», «Wie mache ich es, dass mein Bart gleichmässig wächst?», «Wie mache ich ein Backup?» und «Wie mache ich aus dunkler Schokolade Milchschokolade?». Das alles sind Fragen, die Herr und Frau Schweizer der Suchmaschine Google stellen. (Quelle: Watson.ch – «Google-Trends: Das sind die häufigsten Google-Anfragen der Welt»). Während wir heute bei zahlreichen Fragen des Lebens einfach auf Suchmaschinen zugreifen und uns von dort schnelle Antworten wünschen, gibt es Themen, die alles andere als Kurzfutter und schon gar nicht auf die Schnelle verständlich sind. Zum Beispiel Texte aus der Bibel.
Menschen von Gott erzählen, Menschen verständlich und praxisnah von Gott erzählen – das ist eine der Grundaufgaben eines Theologen. Dabei muss er seine ‚Zielgruppe‘ gut kennen. Welche Themen brennen den Menschen unter den Nägeln? Was beschäftigt die älteren, was die jüngeren? Wo sind die Schnittstellen zwischen den Generationen und wie kann Theologie vermittelt werden, damit möglichst viele etwas für ihr Leben mitnehmen können? Theologie beinhaltet ein umfassendes Wissen, das auch in einem Fernstudium erlernt werden kann.
Was verstehen Sie unter Theologie? Geht es Ihnen wie mir? Ich sehe in Gedanken den Pfarrer predigen, der einen Text aus der Bibel in die heutige Zeit zu übersetzen versucht. Manchmal bleibt er in der Vergangenheit stehen. Redet von einer anderen Kultur. Manchmal spricht er von sich und seinen Erlebnissen.
Was bedeutet Theologie? Wer sich mit dem christlichen Glauben befasst, muss sich zwangsläufig auch mit der Theologie auseinandersetzen. Der Begriff «Theologie» entstammt der griechischen Sprache. «Theos» bedeutet Gott und «logos» Wort, Rede, Lehre.
© christliche-werte.ch, 17.1.2019, überarbeitet am 17.5.2022/ar
Autor: Andreas Räber, GPI®- und Enneagramm-Coach, Wetzikon