Überall Krieg: Wie kann Frieden gelingen?
Seit längerer Zeit nehme ich in den Medien so viel Säbelrasseln wahr. So viel Demonstration militärischer Macht und Bedrohung. Man macht richtig auf Kriegsstimmung. Ich frage mich ernsthaft, warum wir nicht mehr darüber reden, wie Frieden gelingen kann. Es ist doch erwiesen, dass dorthin, wo man fokussiert, man auch hinsteuert. Wie können wir (wieder mehr) Frieden schaffen? Hier finden Sie einen alltagstauglichen Leitfaden, wie man kleine und grosse Kriege beendet oder wenigstens entschärft.
Die Themen im Überblick:
Frieden: Wir alle sehnen uns danach – doch Frieden zu schaffen, braucht viel Geduld
Wie Kriege enden – Verhandeln mit dem Feind
Auf arte.de habe ich eine spannende Doku gefunden mit dem Titel: «Wie Kriege enden. Verhandeln mit dem Feind.» Das sieht doch sehr ermutigend aus!
Mit einem Blick in die Vergangenheit kann man verfolgen, auf welche Art und Weise massive Konflikte entschärft oder gelöst werden konnten.
Unter anderen kommen verschiedene Friedensfachleute zu Wort, zum Beispiel solche, die an den Friedensverhandlungen in Südafrika, Kolumbien und dem Nahen Osten mitgewirkt haben. Die Sendung tut mir sehr wohl, zeigt sie doch überzeugend auf, wie Frieden gelingen kann.
Die Hoffnung zuerst: Frieden ist möglich!
Doch zu Beginn steht erst einmal die Tatsache: Frieden schliesst man nicht mit Freunden, Frieden schliesst man mit Feinden. Vertrauen ist also nicht von Anfang an da.
Eine wichtige Frage lautet: Will man Krieg beenden oder Frieden erkämpfen?
Und was mich persönlich besonders anspricht:
Bei einer Auseinandersetzung oder einem Kampf gibt es immer Gewinner und Verlierer.
Und wer verliert schon gerne … Ein solches Machtgefälle kann keinen wirklichen Frieden schaffen. Es darf nicht darum gehen, gegen den Feind anzukämpfen und ihm möglichst zu schaden. Es geht darum, ihn zu überzeugen.
Versuchen, den Gegner ins Boot zu holen.
Und dabei im Auge behalten: Im Innersten sehnen sich alle Menschen nach Frieden. Danach, ihren Platz in der Welt zu finden, ihre Bedeutsamkeit. Lediglich die Mittel, mit denen sie dorthin gelangen wollen, sind teils äusserst ungeeignet. Uns selbst eingeschlossen. Eine Frau, die 16 Jahre lang bei den Guerilleros in Kolumbien kämpfte, berichtet, dass es ihr primär darum ging, in Freiheit leben zu können. Sicherheit zu haben, dass ihr nichts passiert. Eine Familie zu gründen und ihre Kinder aufwachsen zu sehen.
Macht und Kontrolle sind beliebte Instrumente, doch definitiv nicht die richtigen Mittel.
Macht verschafft zwar Macht, macht aber einsam.
Frieden muss und kann gelernt werden. Wenn nicht früher, dann eben jetzt. Es ist nie zu spät. Den Gegner zu überzeugen ist das eine, es geht jedoch auch um die Bereitschaft, sich gegebenenfalls selbst überzeugen zu lassen. Denn Frieden ist ein dynamischer Prozess.
Frieden kann gelernt werden. Schrittweise aufeinander zugehen.
Frieden steht und fällt mit dem Dialog
Friedensverhandlungen gleichen einem Hausbau
Friedensverhandlungen können mit einem Hausbau zu verglichen werden. Erst kommt ein Fundament und wenn sich das als sicher erweist, kann darauf aufgebaut werden.
Frieden gleicht einem Hausbau: Es braucht einen Plan, Zeit, Kompromisse und Durchhaltevermögen
Auch Frieden hat Feinde
In einem Friedensprozess hängt es von der Fähigkeit des Führers ab, einen Schalter im Kopf seiner Leute umlegen zu können, was viel Fingerspitzengefühl und Diplomatie verlangt. Frieden zu stiften, kann auf grosse Ablehnung stossen.
Sobald etwas als Verrat empfunden wird, kann dies lebensgefährlich sein.
Unzählige Menschen haben bereits mit ihrem Leben bezahlt. Es beinhaltet aber auch ein grosse Chance.
Rechtsradikale auf beiden Seiten wollen Verhandlungen verhindern. Sei das zwischen Gruppen und ich finde, so spielt sich das durchaus auch zwischen einzelnen Menschen ab:
Unsere innere rechtsradikale Stimme, die felsenfest überzeugt ist, wie etwas ganz genau zu sein hat.
Bei Friedensverhandlungen geht immer ums Nach-vorne-Schauen. Wo soll es hingehen? Je mehr man auf die Vergangenheit starrt, desto mehr bleibt man darin hängen. Immer den Horizont im Auge behalten!
Frieden erfordert Kompromisse: Es können nicht beide Seiten alles bekommen. Die grössten Hindernisse für ein friedliches oder wenigstens einvernehmliches Zusammenleben sind Egoismus und das Festklammern an Macht, Besitz oder Religion und Ideologie.
Nicht selten verheddert man sich in lächerlichen Problemen und findet sich in einer Pattsituation wieder.
Bei Stillstand Pause einlegen und beide Parteien klären für sich ihre Position. Manchmal lohnt sich ein Friedensschluss, auch wenn noch nicht alles perfekt ist.
Wie geht es nach einem Friedensschluss weiter?
Ein Friedensschluss ist lediglich ein Startzeichen. Ein äusserst wichtiges, doch wie geht es anschliessend weiter? Nun geht es darum, die festgelegten Strukturen anzuwenden, einzuüben, Vertrauen zu gewinnen. Wahrscheinlich funktioniert nicht alles auf Anhieb. Es folgt nochmals ein gutes Stück Arbeit. Die Strukturen müssen sich festigen, das gegenseitige Vertrauen wachsen. Bei Fehlschlägen nicht gleich aufgeben: Frieden muss immer neu verhandelt werden.
Frieden zu halten, erfordert Respekt, Demut und Geduld
Bedeutet Frieden automatisch Vergebung?
Viele Menschen meinen, Frieden sei identisch mit Vergebung und halten sich deshalb instinktiv zurück. Doch hier steht ein klares Nein: Ein Friedensschluss ist nicht gleich Vergebung. Vergebung ist nochmals ein Kapitel für sich.
Dabei ist es für beide Seiten wichtig, den Schaden des jeweiligen Opfers anzuerkennen und zu benennen.
Es geht um Wiedergutmachung. Dann liegt die Entscheidung beim Opfer, ob es vergeben will oder nicht. In Südafrika formierte sich seinerzeit eine sogenannte Wahrheitskommission, die ein Gefäss für Verarbeitung und Wiedergutmachung für die Opfer des Apartheidskonflikts bereitstellte (siehe dazu arte.de ab 1:15:05).
Fazit
Frieden zu stiften bedeutet grosse Arbeit, doch das bedeutet Krieg erst recht! Krieg bringt auf beiden Seiten nur Verlierer. Frieden hingegen ist ein Weg, der sich für alle Parteien lohnt!
Christliche-Werte.ch, 02.07.2025, Tabea Räber
Autorin
Tabea Räber ist Mitglied des Autorenteams von räber marketing & coaching, auf Christliche-Werte.ch und anderen Online-Plattformen. Sie ist Texterin, Orthografie-und-Grammatik-Prüferin, Verständlichkeits-Designerin, Leseratte, Pflege-Erfahrene, Seniorenbetreuerin, Gerne-Köchin und Geniesserin, Hobbygärtnerin, ruhender Pol.