Psychiatrie Stellenangebote: Bereit für einen Sinn-Job?
Die gute Nachricht vorweg: In der Schweiz gibt es die meisten Psychiater*innen und Psycholog*innen in ganz Europa. Die schlechte Nachricht: Dennoch bekommen längst nicht alle psychisch Erkrankten die Hilfe, die sie verdienen. Warum ist dem so? Sind denn nicht genug Psychiatrie Stellenangebote vorhanden?
Die Themen im Überblick:
Arbeiten in der Psychiatrie: Chancen und Veränderungsmöglichkeiten
Jobs in der Psychiatrie: Wie sieht der Arbeitsmarkt aus?
Schweizer Patient*innen bis zum Alter von 70 Jahren nehmen am liebsten Hilfe in freien psychiatrischen Praxen in Anspruch. Deutlich seltener begeben sie sich in ambulante oder stationäre Behandlung. Die häufigsten drei Diagnosen lauten dabei affektive und neurotische Störungen, Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie.
Schön, zu hören: Die Schweiz ist bei der psychiatrischen Behandlung europäischer Spitzenreiter. Zum Beweis: Hier lassen sich die meisten Psychiater*innen nieder – 0,23 pro 1.000 Einwohner. Bei den Psycholog*innen sieht es genauso aus. Auf 100.00 Einwohner kommen 0,67 Psycholog*innen. Besonders stark vertreten sind sie übrigens in Basel. Die Schweizer Metropole hat mehr als 20 Psychiater*innen pro 100.000 Einwohner vorzuweisen.
Heisst das dann nicht, dass jede psychisch erkrankte Schweizer*in umgehend professionelle Hilfe bekommt? Leider nein, die Realität sagt etwas anderes. Denn trotz der ausgesprochen hohen Psychiater- und Psychologendichte bleiben ein Drittel bis sogar die Hälfte aller Betroffenen unbehandelt. Oder schlimmer noch: Die psychische Erkrankung wird vom Fachpersonal nicht erkannt.
Kaum zu glauben, aber gemäss einer US-amerikanischen Studie werden Depressionen erst viel zu spät erkannt und behandelt. Im Schnitt bekommen Betroffene erst zehn Jahre nach der Ersterkrankung die Hilfe, die ihnen gebührt.
Fachkräfte in der Psychiatrie sind Mangelware.
Psychiatrie Pflege Jobs – akute Mangelware
Stellen wir uns nur mal vor:
Nur zwei von drei Schweizer*innen mit ernsthaften Depressionen begeben sich in ärztliche Behandlung. Aber warum nur? Weshalb scheuen sich so viele immer noch vor einer professionellen Behandlung?
Das hat nicht zuletzt mit der katastrophalen Situation in ambulanten und stationären psychiatrischen Einrichtungen zu tun. Schliesslich ist die Psychiatrie ebenfalls Teils des Schweizer Gesundheitssystems. Und dem Schweizer Gesundheitssystem fehlt es bekanntlich massiv an Pflegekräften. Bis 2030 sollen rund 20.000 Stellen unbesetzt sein. So sagt es zumindest das Schweizerische Gesundheitsobservatorium voraus. In der Psychiatrie sieht es natürlich nicht anders aus. Auch hier ist erfahrenes und ausgebildetes Personal das wertvollste Gut.
Psychiatrie Stellenangebot: Warum lohnt sich der Einstieg?
Viele verbinden mit der Psychiatrie nur Schichtarbeit und Burnout – leider. Denn das Fachgebiet hat so viel mehr auf Lager. Warum?
Jobs in der Psychiatrie sind nicht irgendwelche nullachtfünfzehn-Jobs. Sie sind Sinn-Jobs. Hier gibt man der Gesellschaft und den Menschen wirklich etwas zurück. Denn nirgendwo sonst haben Fürsorge, Empathie und Rücksichtnahme so viel Gewicht wie hier.
Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie leiden an ihrem gebrochenen Gemüt. Sie fühlen sich schwach, leer und ausgebrannt. Da ist keine Energie mehr. Wie soll es weitergehen? Und genau in diesen dunklen und hoffnungslosen Momenten brauchen sie eine helfende Hand, eine starke Schulter zum Anlehnen, ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Die Angehörigen aber können diese Rolle nicht rund um die Uhr erfüllen. Nach dem Besuch gehen sie wieder nach Hause und leben ihr Leben weiter.
Die Patient*in ist wieder auf sich gestellt, wieder mit ihren Ängsten allein. Ein Glück, dass es einfühlsame Pfleger*innen auf der Station gibt, die auch ausserhalb der Besuchszeiten da sind. Ein nettes Wort zum Frühstück, ein aufmunterndes «Mahlzeit» zum Mittagessen und ein kurzes «Gute Nacht» vor dem Schlafengehen.
Diese kleinen Gesten haben grosse Wirkung. Sie sind wie Streicheleinheiten für die zerrüttete Seele. Sofort steigt die Laune. Vielleicht ist das Leben ja doch nicht so grau und aussichtslos, wie es scheint.
Welche Voraussetzungen braucht es für einen Beruf in der Psychiatrie?
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
Sei es in der forensischen Psychiatrie oder bei Kinderpsychiatrie Jobs: In diesem Beruf braucht man Feingefühl. Die Patient*innen haben oft viel durchgemacht.
Das reicht von Suizidversuchen über emotionalen und körperlichen Missbrauch bis hin zu exzessivem Mobbing. Sexuelle Gewalt spielt ebenfalls eine grosse Rolle. Nicht ohne Grund sind viele Patient*innen in der Psychiatrie stark traumatisiert. Plötzliche Angstzustände, Visionen, depressive Phasen und extreme Selbstzweifel sind für sie keine Seltenheit. Umso mehr Einfühlungsvermögen brauchen sie bei der Behandlung.
Genauso wichtig wie Einfühlungsvermögen ist Geduld.
Psychische Erkrankungen wie bipolare Störungen, Depressionen oder Schizophrenie sind nicht mit einer Wunde oder einem Knochenbruch zu vergleichen. Sie heilen meist langsamer.
Bis sich eine Besserung einstellt, vergehen oft Jahre – wenn nicht sogar Jahrzehnte. Auch Rückschläge gehören zur Genesung dazu. So brauche Pfleger*innen in psychiatrischen Anstalten einen langen Atem. Der Geduldsfaden darf nie reissen. Denn nichts ist so sensibel, zerbrechlich und komplex wie die menschliche Psyche. Mit Samthandschuhen müssen wir sie anfassen. Ansonsten können die Wunden nicht richtig verheilen.
Neben Empathie und Geduld brauchen Krankenpfleger in der Psychiatrie auch ein dickes Fell. Denn viele Patient*innen stammen aus komplizierten Verhältnissen. Nicht selten haben sie keinen Kontakt zu den leiblichen Eltern, mussten sich lange auf der Strasse durchschlagen. Stehlen, Dealen oder Prostitution gehörten fest zu ihrem Alltag dazu.
So ist psychische Stabilität und Belastbarkeit ein absolutes Muss für Jobs in der Psychiatrie – insbesondere in der forensischen Psychiatrie.
Flexibilität ist ebenso gefragt. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Schizophrenie folgen schliesslich keinem roten Faden. Von Tag zu Tag können sie sich ganz unterschiedlich bemerkbar machen. Mal ist die Patient*in ruhig und in sich gekehrt, mal aufbrausend, unruhig und aggressiv. Alles ist möglich.
© christliche-werte.ch, 11.9.2023, Jana Winter, Autorenteam
Das Thema Psychiatrie und Jobs in der Pflege im Web
Jobs in der Psychiatrie
Aktuelle Stellenangebote im Bereich der Psychiatrie auf hospital-jobs.ch.
Psychiatrie: Diese Ausbildungen sind gefragt
Eine Psychiater Ausbildung in der Schweiz absolvieren? Laut dem Bundesamt für Gesundheit besitzt die Schweiz im Vergleich zu den übrigen OECD-Ländern auf die Einwohnerzahl bezogen die meisten Psychiater*innen. Die psychiatrische Versorgung ist somit deutlich besser als in den anderen Staaten. Dennoch gibt es aktuell eine grosse Nachfrage nach Spezialisten. Wer sich für eine psychiatrische Ausbildung oder ein Studium entscheidet, wählt in der Regel einen Beruf mit Zukunft. Es stehen verschiedene Berufe in der Psychiatrie zur Auswahl. Weiterlesen auf ausbildung-tipps.ch.
Psychiatrie heute – Chancen & Herausforderungen
Die Schweiz gilt als stabiler Arbeitgeber. Dennoch trifft sie der Fachkräftemangel mitten ins Mark. Zum Beweis: Mehr als 100’000 Stellen warten auf ihre Bewerber. Händeringend suchen Schweizer Betriebe zum Beispiel nach Servicekräften und IT-Experten. Doch dem nicht genug: Auch im Gesundheitswesen sieht es düster aus. Fast 16’000 Fachleute fehlen – und das nicht nur in Kliniken, Hospizen oder Pflegeheimen. Auch die Psychiatrie ächzt unter dem Fachkräftemangel. Wie viele Jobs in der Psychiatrie fehlen wirklich, mit welchen Herausforderungen hat das Fachgebiet zu kämpfen und warum lohnt sich ein Quereinstieg in die Psychiatrie? Weiterlesen auf berufliche-neuorientierung.ch.