Auf den ersten Blick klingt die Bedeutung dieses hohen christlichen Feiertages etwas abstrakt, wie eine Geschichte aus einer anderen Welt. A propos andere Welt, Christus hat klar erwähnt, er sei nicht von dieser Welt. Verfolgen wir also diese Spur weiter und werfen einen Blick in die jüdische Kultur, aus der die Geschichte stammt.
Blickwinkel jüdische Kultur
Im Buch «Auge um Auge, Zahn um Zahn», werden Texte der Bergpredigt aus dem Blickwinkel der jüdischen Kultur unter die Lupe genommen. Die Autorin Susanne Schmid-Grether erklärt biblische Aussagen in Zusammenhang mit der damaligen jüdischen Kultur. Dazu gehören auch die Begriffe «heilig» und «profan».
Ersteres wird im Zusammenhang mit dem biblischen Gott verwendet. Heilig bedeutet «von Gott ausgesondert» und «Gott übereignet» und ist mit der profanen Welt («Profan» laut Duden: = unheilig, weltlich; alltäglich) nicht vereinbar. Susanne Schmid-Grether schreibt «Wer heilig ist, steht in einem besonderen Verhältnis zu Gott». Das gilt für Menschen, Orte oder für spezielle Festzeiten wie der Sabbat. Profanes und Heiliges stossen sich gegenseitig ab. Unreinheit trenne den Mensch von Gott.
Dieses Getrenntsein möchte Gott nicht. Er sucht grundsätzlich eine persönliche Beziehung zum Menschen.
Die jüdische Kultur / Geschichte liefert wertvolle Hinweis zu Karfreitag
Durch Karfreitag «ausserirdische» Beziehung wieder möglich machen
Laut biblischem Bericht ist Jesus Christus als Sohn von Gott an Weihnachten zur Welt gekommen. Warum? Als Hauptgrund wird die Wiederherstellung der persönlichen Beziehung zwischen Mensch und Gott genannt – anders gesagt, dem profanen Menschen wird so Zugang zur Heiligkeit ermöglicht.
Braucht es Karfreitag überhaupt?
Das ist eine berechtigte Frage. Da wird Gottes Sohn gekreuzigt. Ein Unschuldiger, der sich opfert und für die «Schuld der Menschen» stirbt? Manche Menschen leben überzeugend, fair, sozial und setzen sich für andere ein. Ihnen vorzuwerfen sie seinen «Sünder» klingt sehr verurteilend. Warum also braucht es für alle Menschen Vergebung?
Eine mögliche Erklärung wäre die in kirchlichen Kreisen oft zitierte Erbsünde. Die ersten Menschen, Adam und Eva, hatten sich von Gott unabhängig gemacht und wurden aus dem Paradies verbannt, vom Heiligen ins Profane. Seither gibt es diese Trennung, die wie eine Kettenreaktion wirkt. Profanes und Heiliges stossen sich ab, sind zwei verschiedene Welten.
Symbolisch gesehen bildet Jesus Christus genau hier eine Brücke, die diese beiden unterschiedlichen Welten ansatzweise verbindet. Den Weg dazu hat er an Karfreitag gelegt.
Karfreitag Bedeutung: Jesus Christus als vermittelnde Brücke zwischen Mensch und Gott
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Wo Menschen zusammenleben, entstehen Konflikte und daraus manchmal sehr schmerzvolle Verletzungen. Je nachdem, wie persönlich diese Verletzungen sind, kann es schwierig sein, richtig damit umzugehen und Vergebung zu praktizieren. Die moderne Literatur beweist in Tausenden von Romanen, dass aus Verletzungen oftmals Rachegefühle entstehen. Wer sich rächen kann, hat aber nur scheinbar gewonnen.