Über Stock und Steine und wie der schmale Weg auch verstanden werden kann
Das Bild des schmalen Weges, um in den Himmel zu kommen, kann auf verschiedene Art und Weise verstanden werden. In der Vergangenheit wurde es als Bild verwendet, dass Christen um des Glaubens willen leiden müssen. Hier ein anderer Ansatz.
In der Bergpredigt redet Jesus zu seinen Jüngern mit folgenden Worten:
«Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden»
Diese Aufforderung, die enge Pforte und den schmalen Weg zu wählen, wirkt auf den ersten Blick sehr einengend. Sie klingt nach permanenter Einschränkung. Und dass sich Glauben vor allem darin zeigt, dass das Leben möglichst mühsam ist. Nur wenige fänden den Weg zu Leben. Doch genau den möchten wir doch gehen. Leben. Wer will schon Verdammnis! Auch die Bibel spricht von einem Leben in Fülle.
Perspektivenwechsel
Wir alle haben bestimmt schon die Erfahrung gemacht, dass, wenn man etwas Gutes noch steigern möchte, es plötzlich ins Negative umkippt. Statt noch grösserer Freude erntet man dann Enttäuschung. Mehr vom Guten wird nicht zwangsläufig besser.
Es kommt bei allem aufs Mass an, sogar beim Guten.
Ordnung ist ohne Zweifel überaus nützlich – doch Ordnung um der Ordnung willen wird zu Pedanterie. Gute Arbeit zu leisten ist sehr wichtig – doch ein Workaholic schiesst ganz offensichtlich am Ziel vorbei. Genuss ist ein Geschenk und baut unsere Seele auf – wenn wir den Genuss aber bis zum Letzten auszubeuten versuchen, kann dies zur Sucht führen.
Die Grenzen zwischen Gut und Schlecht verlaufen subtil
In allen Bereichen unseres Lebens haben wir ununterbrochen kleine und grosse Entscheidungen zu treffen, die unsere nächsten Schritte und somit unseren weiteren Lebensweg bestimmen. Die Grenzen zwischen Gut und Schlecht verlaufen dabei sehr subtil.
Genau in dieser Grauzone befindet sich so etwas wie eine enge Pforte und ein schmaler Weg. Es geht darum, die Balance zwischen diesen beiden Polen zu finden. Zu merken, wann etwas ins Negative umkippt.
Wach und lebendig sein
Dieser schmale Weg zwischen dem Zuwenig und dem Zuviel fordert uns als ganze Menschen. Es ist nicht der Weg des geringsten Widerstands. Um ihn zu gehen, muss man wach und lebendig sein.
Da Hindernisse und Umwege nicht zu vermeiden sind, muss die Route laufend überprüft und bei Bedarf neu anpasst werden. Was das einmal gut war, kann das nächste Mal bereits falsch sein.
Bei dieser Aufforderung Jesu, die enge Pforte und den schmalen Weg zu wählen, geht es mitnichten darum, uns möglichst klein zu halten, sondern genau ums Gegenteil. Dass wir uns die Mühe nehmen sollen, den Weg zu einem guten Leben zu finden, wie wir es uns alle wünschen.