Advent im Fokus
Warten
Bei Google Schweiz werden, laut einer Teacherin von Google an einem Seminar 2014, pro Sekunde über 300 Suchanfragen gestellt. Das ist unsere Zeit. Wir haben Fragen und suchen schnelle Antworten. Ist die Internetverbindung oder der PC zu langsam, ärgern wir uns. Hat ein Zug Verspätung, stehen wir mit dem Auto im Stau oder müssen an der Kasse etwas länger warten, ärgern wir uns. Warten ist nicht in! Carpe diem, «Nutze den Tag» und das möglichst 24 Stunden täglich. Diese Aussage mag zugegebenermassen etwas überspitzt klingen.
Das Leben lebt sich schneller
In der SRF-Sendung «Ausgebrannt bis zum Umfallen» (4. 7. 2014) sieht Barbara Hochstrasser, Leiterin der Burnout-Abteilung an der Privatklinik Meiringen, ein Problem in den elektronischen Medien. Diese bringen eine völlig neue Vorstellung mit sich, wann Rückmeldungen im Arbeitsprozess zeitlich erfolgen müssen. Im Vergleich zu 1965 werde heute innerhalb einer Arbeitsstunde eine um den Faktor 365 gesteigerte Effizienz verlangt. Alle unsere Prozesse laufen viel schneller. Es hat sich viel geändert. Nur das Leistungsvermögen des Menschen, das bleibt begrenzt.
Advent: Warten auf das Unerwartete
Wer wartet auf Gott?
Hand aufs Herz: Wer von uns erwartet Gott? Wir leben in einem Alltag, der uns zwar viel gibt, aber auch viel Kraft nimmt. Das Aufstehen am Morgen, allmählich noch ganz aufwachen, Meetings, unterwegs sein, einkaufen, Beziehungen leben, unsere Leistung erbringen und vieles andere. Dauerndes ausgesetzt sein dem Auto- und Flugzeug- und Strassenbaulärm oder lauter Musik in Läden oder Restaurants. Oder durch unsere eigene Musik via Handy. Wir werden abgelenkt und wir lenken uns selbst ab.
Einmal im Jahr, wenn es früh eindunkelt, wenn der Lebensraum sich enger anfühlt, wenn der Bus voller, die weissen Strassen schmaler und glitschiger werden und wir uns wieder mehr in unseren Wohnungen aufhalten, wenn das Jahresende und vielleicht sogar Ferien in Sicht sind, dann klopft der Advent an die Türe. 24 Tage Schritt für Schritt gen Weihnachten mit Familienfest und Jahresabschluss. Wie wäre es, 24-mal unüblich zu sein? In uns hinein hören. In den Lärm der Stille gehen. Uns wahrnehmen. Warten lernen. Schritt für Schritt.
Gott in unserer Zeit. In unserem Privatleben. Er muss eingeplant werden. Wie die Zeit mit unseren Ehepartnern und Kindern. Diese haben wir nur zeitlich beschränkt um uns und sie uns auch. Gott ist Gegenwart und Zukunft. Er kommt unerwartet. Advent will uns jährlich daran erinnern.