Glaubenswandel – wenn Glaube sich weiterentwickelt
So ihr nicht werdet wie die Kinder …
Vielleicht beten wir ab und zu für schönes Wetter. Da hat man einen Anlass geplant und ist fürs Gelingen auf ein bisschen gutes Wetter angewiesen. Deshalb die hoffnungsvolle Bitte an Gott. Er ist Herr über Himmel und Erde und es ist ihm ein Leichtes, zu helfen. Er ist der Schöpfer und kann in den Lauf der Natur eingreifen. Vielleicht geht es dabei, je nach Anlass, auch noch um seine Sache.
Glaube und Wachstum: nehmen, erleben, sich verändern.
Zeig mir den Nabel der Welt
Kinder sehen sich in einem gewissen Alter als Nabel der Welt, um den sich alles dreht. Und die Eltern geben die äusseren Bedingungen vor, worin sie sich orientieren können und Geborgenheit erleben. Im Normalfall kann sich ein Kind, wenn es ein Anliegen oder Problem hat, an seine Eltern wenden und diese helfen ihm weiter.
Mit zunehmendem Alter merken Kinder jedoch nach und nach, dass auch alle anderen Menschen die Nabel ihrer eigenen Welt sind. Und dass über den Eltern noch ein anderer steht, und diese gar nicht so viel Macht haben, wie sie meinten. Sie lernen, dass andere auch ihre Bedürfnisse haben und sie Rücksicht nehmen müssen. Wir erkennen immer mehr und immer grössere Zusammenhänge: Normale menschliche Entwicklung findet statt.
Kommen wir zurück zu unserer Bitte um schönes Wetter für unseren Anlass: Wenn jetzt unser Nachbar aber sein Weizenfeld frisch angesät hat und dringend Regen bräuchte, damit die Saat wachsen kann, gibt es einen Clinch. Wen soll Gott nun erhören? Gut, diese Konstellation ist relativ einfach – er kann es ja über Nacht regnen lassen, dann passt es für beide. Aber ich denke, es wird klar, worauf es hinausgeht.
Wachstum im Glauben
«Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war» ist im Korintherbrief 13,11 zu lesen. Hier ist ganz deutlich von innerer Veränderung die Rede. Kinder werden erwachsen. Auch der Glaube wandelt sich im Lauf eines Lebens. Der einfache Kinderglaube wird durch erwachseneres Denken abgelöst.
Angst durch Vertrauen überwinden
Solche Weiterentwicklung kann mitunter sehr schmerzhaft sein. Viele Kinder leiden in der Wachstumsphase zwischendurch ganz real an recht heftigen Schmerzen in den Gliedern. Und in ihrer äusseren und inneren Entwicklung kommen sie oft mit Neuem und Unbekanntem in Berührung und das kann ganz schön Angst machen. Je mehr Vertrauen ein Kind aufbauen konnte, desto besser besteht es solche Herausforderungen. So verhält es sich auch beim Wachstum im Glauben. Und hier, denke ich, setzt die Aufforderung an, wie die Kinder zu werden. Hier ist kindliches Vertrauen Gott gegenüber gefragt. Die kindliche absolute Offenheit soll bleiben. Es geht dabei um eine innere Grundhaltung. Gott wird sehr wahrscheinlich nicht den Lauf der Welt für mich anhalten. Vielleicht muss der besagte Anlass auf ein Schlechtwetterprogramm ausweichen. Oder schlimmer noch, jemand bricht sich ein Bein. Ich darf jedoch grundlegend darauf vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint und die Lage im Griff hat, auch wenn es momentan nicht sehr danach aussehen mag.
Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei
Gott ist in allen Lebenslagen mit dabei. Trägt, statt einzugreifen oder zu verhindern. Er ist immer nahe, ob die Sonne nun scheinen mag oder nicht. Die am Himmel oder die in unserem Herzen. Das Kapitel 13 im Korintherbrief schliesst folgendermassen: «Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die Größte aber von diesen ist die Liebe». Der Glaube, dass Gott es gut mit uns meint, die Hoffnung, dass in allem und trotz allem Wachstum geschieht und die Liebe, mit der uns Gott trägt.