Beten ist Kommunikation und Ausdruck einer Beziehung
Wenn ich bei Google nach «Beten lernen» suche, zeigt mir der Suchdienst 21‘000 Suchergebnisse zu meiner Frage an. Ein Blick auf die angegebenen Suchresultate zeigt, dass diese in erster Linie auf religiöse Angebote hinweisen, oft mit christlichem Hintergrund. Da wird ein «praxisorientiertes Workshopbuch» angeboten, Tipps zum «inniger beten lernen», «Eine neue Art des Betens kennen lernen», «Von Jesus beten lernen» und vieles andere. Das löst in mir die Frage aus: Ob Beten ein derart komplexes Thema ist?
Beten, so wie wir uns grad fühlen und mit unseren Worten.
«Gott mit uns»
Ehrlich gesagt, früher habe ich lange Gebete geführt. Wie es am Anfang einer Beziehung (in meinem Fall mit Gott) eben ist. Man will sich kennenlernen, ist mitteilungsbedürftig und spricht darum mehr miteinander. Das gibt einem das Gefühl, dass die Beziehung in Ordnung ist. Mit der Zeit, wenn man meint, den anderen zu kennen, lassen die anzahlmässigen Worte vielleicht nach. Darf das sein? Ja, warum nicht? Ein eingespieltes Team braucht oft nicht viele Worte. Und versteht sich trotzdem. Heute, wenn ich am Abend ein Gebet spreche, ist das manchmal sehr kurz: «Gott mit uns!» Doch die Kürze sagt nichts über den Inhalt und den Hintergrund aus. Da steckt mehr dahinter. Beziehung. Erfahrung. Gemeinsam Erlebtes. Tausend Worte, die schon oft gesagt wurden. Will heissen, auch kurze Gebete können einen umfangreichen Inhalt haben. Kurze Gebete hat auch Jesus Christus empfohlen. Zum Beispiel das Vaterunser Gebet.
«Ich bin der da ist»
Wie ich bete, ob lang oder kurz, ob regelmässig oder unregelmässig, hat mit meiner Persönlichkeit zu tun. Es gibt kommunikativere und stillere Menschen. Wie wir sind, so leben wir. Auch unsere Beziehungen. Inniger, tiefer oder auch oberflächlich. Zueinander und vermutlich auch zu Gott. Das darf sein. Er weiss das. Er sagt von sich, er sei der, der da ist. Dieses Wissen hilft mir, gelassener zu sein. Was soll ich Gott Dinge beschreiben, die er selbst sieht? Was soll ich ihm Dinge beschreiben, wenn er allwissend ist und in mich hinein sieht?
Worte gewinnen, wenn sie überzeugend gelebt werden
Anders sieht es bei meinen Handlungen aus. Die sind zwar schwieriger, aber umso wichtiger. Denn Worte sind wertlos, wenn die Taten gegensätzlich sind. Umso mehr überzeugen sie, wenn sie mit der inneren und äusseren Haltung übereinstimmen. Das ist Ausdruck einer tiefen Beziehung und es ist ganz unabhängig, ob viel oder weniger gesprochen wird.