Glaubensfragen: Religiöse Freiheit und ihre Herausforderungen
Früh lernen wir, dass Gespräche über den Glauben und die Religion grundsätzlich vermieden werden sollen, vor allem mit Menschen, die man noch nicht gut kennt. Glaubens- und Religionsfragen können polarisieren, dürfen sogar polarisieren. Oftmals sind die unterschiedlichen Glaubensrichtungen respektive Religionszugehörigkeiten jedoch gar nicht das wirkliche Problem, sondern vielmehr die damit verbundene monotheistische und oftmals radikale intolerante Haltung gegenüber anderen Zugehörigkeiten.
Tunnenblick und sinnlose Radikalität
Aber es stellt sich doch letztlich die Frage, warum diese Radikalität überhaupt so viel Platz einnehmen kann und die Religionen nicht nebenher friedlich koexistieren können. Aus menschlicher Sicht ist es vielleicht nachvollziehbar, dass man auf die Menschen, die einem umgeben, missionarisch einwirken will. Oftmals aus dem Gefühl und Bedürfnis heraus, sich verstanden fühlen zu wollen.
Selbstverständlich teilen wir unser Leben lieber mit Menschen, die unsere Standpunkte teilen, egal ob in religiösen oder anderen Fragen. Aber wie schnell kann das auch langweilig und stagnierend werden. Denn da, wo nur liebevolle Bejahung stattfindet, da hat Entwicklung keinen Platz. Und was ist eine Welt respektive ein Leben, das sich immer in den gleichen Bahnen bewegt? Aus mancherlei Hinsicht langweilig, wieder andere würden dies mit Stabilität gleichsetzen.
Spannungsfeld Christlicher Glaube: Ist, muss Gott beweisbar sein?
Glaubensfreiheit und Respekt
Aber auch da sollte eigentlich nur eine Gesetzmässigkeit gelten, nämlich die Erkenntnis, dass Menschen individuelle Bedürfnisse haben – was für den einen den Tod bedeutet, heisst für den anderen Leben.
Schon dem Wortstamm folge leistend, müssen wir wohl oder übel anerkennen, dass es eben Glauben heisst und nicht Wissen.
Es ist gut, wenn Menschen glauben. Es ist noch besser, wenn Menschen durch ihren Glauben dazu angehalten werden, Gutes zu tun, sozial zu agieren, einen Beitrag für eine gutfunktionierende Gesellschaft zu leisten.
Der Glaube in sich selbst birgt keine Gefahren, einzig der Mensch in der Ausübung seines Glaubens kann eine Bedrohung darstellen, nämlich dann, wenn er davon überzeugt ist, andere Menschen, nötigenfalls auch durch die Anwendung von Gewalt, von dem Glauben, den er vertritt, überzeugen zu müssen.
Weil Glauben nicht Wissen ist
Die Haltung der Gnostiker und Agnostiker kann auf alle Menschen übertragen werden. So, wie man nicht beweisen kann, dass es keinen Gott gibt, so kann man auch nicht beweisen, dass es einen gibt.
Und solange die Beweisführung in keiner Richtung abgeschlossen werden kann, so lange sollte man dem Gegenüber mit Respekt und Achtung begegnen, ohne dabei selber auf seinen eigenen Glauben und Standpunkt verzichten zu müssen.